Der FC Bayern München trennt sich trotz der knapp verteidigten deutschen Meisterschaft von seinem Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidžić. Vereinspräsident Herbert Hainer bestätigte entsprechende Medienberichte.

Nachfolger von Kahn wird der bisherige Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen. Die früheren Bayern-Vorstände Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sollen laut Süddeutsche Zeitung den neuen Vorstand beraten. 

"Es war uns unheimlich wichtig, das erst nach dem Spiel bekanntzugeben, weil wir immer gesagt haben, wir wollen uns zu 100 Prozent auf den Sport konzentrieren", sagte Hainer nach dem Sieg, der den Bayern die elfte Meisterschaft in Serie gesichert hatte. "Wie man sieht, hat das auch geklappt. Wir haben es jetzt der Mannschaft gesagt."

Getroffen hatte die Entscheidung bereits am Freitag der Aufsichtsrat um Ehrenpräsident Uli Hoeneß. Am Sonntag soll in einer Pressekonferenz (11.30 Uhr) über die Hintergründe informiert werden. Nachfolger von Kahn wird Jan-Christian Dreesen (55). Der Finanzvorstand sollte den Verein eigentlich im Herbst verlassen. Am Samstag überreichte er dem Team in seiner Funktion als DFL-Präsidiumsmitglied die Meisterschale.

Kahn fehlte am letzten Spieltag bereits im Kölner Stadion, eine Grippe wurde aus Vereinskreisen als Grund genannt. Kahn selbst begründete sein Fehlen auf Twitter anders. Er gratulierte der Mannschaft und schrieb, dass er gern dabei gewesen wäre. Leider sei ihm das aber untersagt worden. Salihamidžić hatte beim Auswärtssieg der Bayern in Köln auf der Tribüne gesessen.

In einer Pressemitteilung äußerte Aufsichtsratschef Hainer zu Kahn: "Die Entscheidung, sich von Oliver Kahn zu trennen, hat sich der Aufsichtsrat alles andere als leicht gemacht. Dennoch sind wir aufgrund der Gesamtentwicklung zu dem Entschluss gekommen, eine Neubesetzung an der Spitze des Vorstands vorzunehmen." Kahn werde "immer eine große Persönlichkeit des FC Bayern bleiben".

"Statt zu feiern, haben wir jetzt das nächste Thema"

Bayern-Trainer Thomas Tuchel erfuhr von der Personalien nach eigenen Angaben bereits am Freitag."Die beiden waren maßgeblich verantwortlich, dass wir gemeinsam auf die Reise gegangen sind. Deswegen muss ich es jetzt auch erst verarbeiten", sagte Tuchel am Samstag im TV-Sender Sky nach dem 2:1 beim 1. FC Köln. "Statt zu feiern, haben wir jetzt das nächste Thema."

Kahn und Salihamidžić sind im Verlauf der für den Rekordmeister durchwachsenen Saison immer wieder in die Kritik geraten.

Ursprünglich sind Zukunftsentscheidungen erst auf der auf kommenden Dienstag verschobenen Aufsichtsratssitzung erwartet worden. Es soll aber nun schon zuvor eine außerordentliche Sitzung des Gremiums um Ehrenpräsident Uli Hoeneß gegeben haben.

Trennung nach unruhiger Saison

Der FC Bayern hat eine sehr unruhige Saison hinter sich, in der mit dem teuersten Kader sportliche Erfolge ausblieben. Zeitpunkt, Abwicklung und Kommunikation des vor zwei Monaten vollzogenen Trainerwechsels von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel sorgten intern und extern für Debatten. Kahn und Salihamidžić gaben kein gutes Bild ab. Tuchel mahnte erst am Freitag an, dass das Vereinsgelände an der Säbener Straße in München wieder zu einem "Ruhepol" für die Mannschaft werden müsse.

Der ehemalige Nationaltorhüter und Bayern-Kapitän Kahn war Anfang 2020 zum FC Bayern zurückgekehrt. Er wurde Vorstandsmitglied mit einem Fünfjahresvertrag. Vor zwei Jahren löste er den langjährigen Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge ab. Salihamidžić war auch ein erfolgreicher Bayern-Profi. 2017 wurde er überraschend Sportdirektor, drei Jahre später wurde er zum Sportvorstand befördert.