Wer eine Rolex kaufen will, muss seit einigen Jahren noch tiefer in die Tasche greifen, als ohnehin schon. Verfügbare Uhren kosten derzeit gerne das Doppelte oder gar Dreifache. An der Nachfrage ändert das nichts. Nun hat der sonst sehr verschwiegene Hersteller den Messeauftakt der "Watches & Wonders" in Genf zur Vorstellung der diesjährigen Kollektion genutzt. Unter den neuen Zeitmessern sind große Überraschungen, ebenso wie kaum sichtbare Änderungen trotz neuer Modellnummer.
Mit Einzug der Neuheiten in den Katalog mussten auch wieder einige Publikumslieblinge weichen, sehr zum Leidwesen von Interessenten und Sammlern, die aufgrund der enormen Wartezeiten noch immer vergeblich auf die Rückmeldung des Konzessionärs warteten, nun wohl mit einem Storno rechnen müssen und den hohen Preisen auf dem Zweitmarkt ausgeliefert sind.
"GMT-Master II" für Linkshänder
Die wohl größte Überraschung ist die neue "GMT-Master II", Modellnummer 126720VTNR. Bei dieser Uhr handelt es sich um eine spezielle Version für Linkshänder, die quasi umgedreht wurde. Die Krone und der Kronenschutz befinden sich bei dieser Uhr auf der linken Seite, sogar die Datumsanzeige und die Lupe hat Rolex versetzt. Die Lünette ist zweifarbig, dieses Modell erscheint mit einer schwarz-grünen "Cerachrom"-Zahlenscheibe, eine Kombination, die nach offiziellen Angaben "exklusiv diesem Modell vorbehalten" ist.
Überarbeitet wurde auch das Einsteigermodell "Air-King". Gut sichtbar sind die Änderungen am Gehäuse, die Uhr hat nun einen Kronenschutz und eine "Oysterlock-Sicherheitsfaltschließe", die präsenter wirkt als die Schließe des Vorgänger-Modells. Auf dem Zifferblatt kommt nach Herstellerangaben eine neue Leuchtmasse zum Einsatz. Beim Werk setzt Rolex auf das Kaliber 3230, welches auch in den "Oyster Perpetual"-Modellen arbeitet. Die Gangreserve beträgt nun 70 Stunden, mit dem alten Werk 3131 waren es noch 48 Stunden.
Neuigkeiten bei Edelmetall-Uhren
Auch bei den Edelmetall-Uhren hat sich was getan: Ab sofort ist eine Platin-Version der "Day-Date" auch in 40 Millimetern mit einem eisblauen Zifferblatt und geriffelter Lünette erhältlich – Preis auf Anfrage. Ebenfalls neu: Eine gelbgoldene "Yacht-Master" mit 42 Millimetern Durchmesser am sogenannten "Oysterflex-Armband" für 26.450 Euro sowie eine 42er "Yacht-Master" in Weißgold mit "Falkenauge"-Zifferblatt für 30.100 Euro. "Falkenauge" ist eine Varietät des Quarzes, die nur in den Farben dunkelblau, blaugrau und blaugrün auftritt.
Drei neue Modelle der "Datejust" sind ebenfalls erhältlich, darunter eine Uhr in zweifarbigem "Rolesor" und eine in Gelbgold. Die Besonderheit dieser Uhren ist das florale Zifferblatt, dort hat Rolex zahlreiche Diamanten eingesetzt, der Einstiegspreis beträgt 9400 Euro.
Als Hingucker, wohl aber nicht als Massenprodukt, hat Rolex außerdem eine "Yacht-Master" mit 40 Millimetern Durchmesser gezeigt, deren Lünette vollständig mit Diamanten besetzt ist, ebenso wie Teile des Gehäuses. Die Uhr mit der Modellnummer 126679SABR ist, anders als die anderen Neuvorstellungen, nicht im Online-Katalog gelistet, ein Preis ist ebenfalls nicht bekannt. Rolex dürfte von diesem Modell nur einzelne Exemplare anfertigen, mit einer Ausstellung bei einem offiziellen Händler ist nicht zu rechnen.
Neben den großen Neuerungen hat Rolex aber auch andere Modelle leicht verändert. So ist beispielsweise die gelbgoldene "Day-Date" in 40 Millimetern jetzt auch mit einem grünen Zifferblatt erhältlich. Ebenfalls neu im Sortiment sind eine "Day-Date" 36 in Everose-Gold und eine in Platin.
Auch die Taucheruhr "Deepsea" wurde überarbeitet, Rolex listet die großen 44-Millimeter-Uhren als "neues Modell 2022". Die Unterschiede zum jeweiligen Vorgänger sind jedoch minimal. Aufmerksame Beobachter wollen festgestellt haben, dass Rolex die Lünette etwas verschlankt habe, das Glas leicht verändert sei und die Tauchverlängerung ("Fliplock Extension") fehle. Das wäre im direkten Vergleich zum Vorgänger mit der Nummer 126660 eine Verschlechterung, zumindest was den Lieferumfang angeht.
Rolex entfernt beliebte Modelle
Für Sammler, die aufgrund der hohen Wartezeiten bisher nicht zum Zuge kamen, sehr schade: Einige der Farb-Optionen für das Basismodell "Oyster Perpetual" sind aus dem Angebot verschwunden. Für die Uhr mit 36 Millimetern Durchmesser gibt es kein gelbes oder korallenrotes Zifferblatt mehr, bei der Variante mit 41 Millimetern ist zu den bereits genannten Farben sogar das aktuell beliebteste türkise Modell, oft "Tiffany" genannt, verschwunden.
Was die seit Jahren mangelhafte Verfügbarkeit von beliebten Modellen betrifft, hält sich Rolex weiterhin mit Lösungen bedeckt. Eine Änderung an der bisherigen Vertriebsstrategie erfolgte im Zuge der Neuvorstellungen nicht, ein Online-Shop, wie Omega ihn bereits anbietet, ist ebenfalls weiterhin nicht in Sicht. Erfragt man bei den größeren Juwelieren die Verfügbarkeit der neuen Uhren, heißt es wie gewohnt, dass man weder wisse, wann der Verkauf starte, noch über die Liefermenge im Bilde sei – auch dieses Jahr ist alles, was man nach der Vorstellung der neuen Modelle ergattern kann, ein Platz auf den Wartelisten der Konzessionäre.