Es gab sie schon immer. Homo-, Bi-, Transsexuelle in Bayreuth. Am 30. Juli zeigen sie sich. Ohne Angst. Dafür in allen Farben des Regenbogens. Sebastian Kropp, Pressesprecher des Vereins Queer Bayreuth, hat sein Outfit schon gewählt: im Regenbogen-Offiziersmantel wird er am 30. Juli am La-Spezia-Platz zu finden sein. Für den Christopher-Street-Day (CSD) suchen seine Vereinskollegen die buntesten Klamotten heraus. Denn an diesem Tag wollen sie vor allem eines: Farbe bekennen.

"Ich kann es immer noch nicht glauben", sagt Sebastian Kropp, "das realisieren wir erst morgen." Ein Polizist sagte ihm, dass heute 1500 Menschen zusammen gekommen sind. 1500 Menschen, die sich als "queer" identifizieren oder solche unterstützen möchten.

"Queere Menschen gab es schon immer", sagt Kropp, "und heute sind wir viel selbstbewusster." Das liege unter anderem auch am Christopher-Street-Day, der seit circa 50 Jahren zunächst in den USA und dann weltweit stattfindet.

Dabei hat der Feiertag einen düsteren Hintergrund. Am 28. Juni 1969 führte die New Yorker Polizei eine gewalttätige Razzia in der Stonewall Bar in der New Yorker Christopher Street durch. Die Gewalt gegen Dragqueens, Schwule und Lesben war laut dem CSD Rhein-Neckar e.V. damals nicht selten, doch an diesem Tag setzten sie sich zur Wehr. Es kam zu einer Demonstration, die ebenfalls von Polizisten beendet wurde. Tagelang stritten, schlugen und bekämpften sich Polizei und Homosexuelle auf den New Yorker Straßen. Seitdem wird in New York am letzten Samstag des Juni, dem Christopher-Street-Liberation-Day, mit einem Straßenumzug an dieses Ereignis erinnert.

Über die Bayreuther Polizei kann Sebastian Kropp nur gutes sagen: "Wir Demonstranten werden praktisch rund um die Uhr bewacht, damit jeder einen friedlichen CSD feiern kann." Queere Bayreuther dürften keine Angst davor haben, so zu sein wie sie sind.

Sollte so etwas privates so politisch ausgelebt werden? Laut dem zweiten Bürgermeister Andreas Zippel (SPD) brauchen queere Menschen genau diese Sichtbarkeit. "Was ist dem Arbeitskollegen der sich nicht traut seinen Partner zur Weihnachtsfeier mitzunehmen", fragt er bei seiner Rede und erntet Applaus. Denn Menschen, die von der Norm abweichen, trauen sich nicht so zu sein wie sie sind. Und das solle sich ändern.